Warum Vietnams Wirtschaft weiter wachsen wird
HCMC – Vietnams Wirtschaft erholt sich zusehends. Laut einer Bestandsaufnahme der Weltbank lag das Wachstum 2014 um 0.2 % höher als noch im Vorjahr bei insgesamt 5,6 %. Dies ist größtenteils einer nachhaltigen makroökonomischen Stabilität und progressiver Expansion des ausländisch investierten Produktionssektors für Export zu verdanken.
Diese verbesserte makroökonomische Prognose folgt einem leichten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal 2014 auf 6,2 %. Geringere Inflationsraten, ein stabiler Wechselkurs und eine stärkere Außenhandelsbilanz waren hier die stützenden Faktoren.
Wesentliche makroökonomische Entwicklungen waren folgende:
- Die Inflationsrate sank im November auf ein Rekordtief von 2,6 %, der niedrigste Wert seit fünf Jahren, wegen schwacher Energiepreise, geringer Binnennachfrage und geringen Erzeugungsmengen;
- Seit der einprozentigen Anpassung des Dong Referenzzinssatzes durch die vietnamesische Staatsbank im Juni 2014 war der Wechselkurs größtenteils stabil und sorgte für genügend Fremdwährungsliquidität;
- Eine stärkere Außenhandelsbilanz ermöglichte einen Aufbau von Fremdwährungsreserven, die im Juni dem Einfuhrbedarf von 3,1 Monaten entsprachen (im Vergleich zu 2,4 Monaten im Dezember 2013);
- der makroökonomische Fortschritt bewirkte außerdem eine bessere Bewertung der Kreditwürdigkeit und ermöglichte es Vietnam, Staatsanleihen von einer Milliarde US-Dollar (ca. EUR 814,2 Millionen) mit einer jährlichen Verzinsung von 4,8 % neu aufzunehmen.
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Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Der Bericht unterstreicht jedoch auch die großen Unterschiede zwischen den Entwicklungen des ausländisch-investierten- und des einheimischen Sektors. Im Gegensatz zum florierenden ausländisch-investierten Markt wächst der heimische Markt weiterhin nur sehr langsam, und eine steigende Anzahl von vietnamesischen Unternehmen legt ihren Betrieb nieder. Insgesamt schlossen bis Oktober 2014 nicht weniger als 54.000 Betriebe, 9 % mehr als 2013. Zusätzlich sank auch die Zahl der Unternehmensneugründungen um 6,5 %.
Daher wird Vietnams wirtschaftliche Erholung von den folgenden potentiellen makroökonomischen Risiken abhängig sein:
- Der nur mäßige Fortschritt bei der Restrukturierung staatlicher Unternehmen und des Bankensektors könnten negative Auswirkungen auf die finanzielle Gesamtlage und Wachstumsprognosen haben, sowie hohe Verbindlichkeiten im öffentlichen Sektor verursachen;
- Vietnams wirtschaftliche Konzentration auf den Exporthandel macht es im Falle negativer Entwicklungen in der Weltwirtschaft besonders verwundbar;
- Eine Anhebung der globalen Zinssätze könnte aufgrund des schwächelnden Banksektors und der hohen Verschuldung des Landes für die vietnamesische Wirtschaft problematisch werden.
Der Blick nach vorn
Der Bericht bringt abschließend zum Ausdruck, dass zukünftiges wirtschaftliches Wachstum von der sofortigen Implementierung eines neuen Beschlusses (Resolution 19) vom 18. März 2014 abhängen, eine Reform zum Bankwesen und staatlichen Unternehmen.
Der Beschluss legt spezifische Ziele zur Verbesserung des Geschäftsumfeldes fest und unterstützt den nationalen Wettbewerb. Die Reform setzt Schwerpunkte auf die Verkürzung von administrativen Prozessen und Reduzierung administrativer Kosten und soll die Verantwortlichkeit der öffentlichen Verwaltung im Hinblick auf die Geschäftstätigkeit in Vietnam stärken.
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Außerdem stellte der Bericht fest, dass es im heimischen Sektor einige regulatorische Hürden gibt, die deutliche Hindernisse für ein schnelleres Wachstum darstellen. Private, vietnamesische Firmen leiden unter beschränkten Finanzierungsmöglichkeiten, verhaltener Nachfrage und ungleichen Bedingungen im Vergleich zu den staatlichen Unternehmen.
Investoren beharrten auf dem Vietnam Business Forum (VBF) in Hanoi im Dezember auf derselben Meinung und üben so Druck auf die vietnamesische Regierung aus, administrative und institutionelle Reformen zu beschleunigen, um das Unternehmens- und Investitionsklima zu verbessern. Die VBF Investment and Trade Working Group veröffentlichte ein Thesenpapier, das belegt, dass private Unternehmen in Vietnam unter erschwertem Zugang zu Krediten, Land, Energie und unter dem administrativen System leiden. Weiterhin besteht mangelnder Zugang zu Plänen der Regierung und lokale Verwaltungsprozesse hindern Unternehmen beim Wechsel zwischen den Rechtsformen.
Vietnams Wirtschaft ist dabei, sich zu erholen. Weiteres Wirtschaftswachtsum jedoch wird davon abhängen, ob die Regierung administrative Reformen, die darauf abzielen, das Geschäftsklima zu verbessern, umsetzt. Ausländische Investoren können sich dann daruf einstellen, von verbesserter Effizienz, Transparenz und Rechenschaftspflicht zu profitieren. Bis zur Umsetzung sollten Kapitalsgeber allerdings Vietnams hohe Abhängigkeit vom Exportsektor im Hinterkopf behalten. Diese Abhängigkeit kann das Land verwundbar gegenüber der Volatilität auf dem Weltmarkt machen.
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in Asien kontaktieren Sie bitte: Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Fabian.Knopf@dezshira.com Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Silke.Neugebohrn@dezshira.com Für weitere Information oder um mit Dezan Shira & Associates in Kontakt zu treten, senden bitte Sie eine Email an germandesk@dezshira.com oder besuchen Sie uns auf www.dezshira.com/de, wo Sie unsere Unternehmensbroschüre herunterladen können. Bleiben Sie auf dem Laufenden über die aktuellsten Wirtschafts- und Investitionstrends in Asien durch unseren Newsletter. Folgen Sie uns auf Twitter!
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