Unternehmensstrukturen in Vietnam: ROs, BOs, FOEs, JVs und PPPs
Vietnam hatte in den vergangenen Jahren ein sehr positives Wirtschaftswachstum und zieht dadurch immer mehr ausländische Unternehmen aus Europa, dem Nahen Osten, Asien und Nordamerika an. Das größte Wachstum wird in der Zukunft in den Bereichen Export und Produktion erwartet. Indikatoren für ausländische Direktinvestitionen zeigen, dass Vietnam andere Mitbewerber der ASEAN-Staaten überholt.
Es wird nicht erwartet, dass dieses Wachstum in absehbarer Zeit endet, was eine gute Gelegenheit für ausländische Unternehmen bietet, ihre Geschäftstätigkeit in Asien aufzunehmen oder zu erweitern. Investoren haben eine Vielzahl von Möglichkeiten, um in den vietnamesischen Markt einzutreten. In diesem Artikel werden wir die gängigsten Formen von Unternehmensstrukturen für ausländische Investoren vorstellen.
Repräsentanzbüro
Ein Repräsentanzbüro (engl. Representative Office, RO) bietet einen kostengünstigen Einstieg für Unternehmen, die den vietnamesischen Markt besser kennenlernen wollen. Diese Option ist daher eine der gängigsten für Neueinsteiger auf dem vietnamesischen Markt und geht oft einer größeren Präsenz im Land voraus.
Derzeit ist es Repräsentanzbüros erlaubt, die folgenden Aktivitäten auszuüben:
- Marktforschung betreiben;
- als Verbindungsbüro für die Muttergesellschaft auftreten;
- die Aktivitäten der Unternehmenszentrale durch Meetings und andere Aktivitäten bewerben, die in späteren Phasen zu Aufträgen führen.
Das vietnamesische Ministerium für Planung und Investitionen (MPI) schreibt derzeit keine Kapitalanforderungen für ROs vor. Dennoch müssen die Unternehmen nachweisen, dass ihre Kapitaleinlagen ausreichen, um die Aktivitäten ihrer Betriebe zu finanzieren. Potenzielle Investoren sollten sich daher darauf vorbereiten, mindestens 10.000 US$ zur Finanzierung ihrer Aktivitäten bereitzustellen. ROs können innerhalb von sechs bis acht Wochen gegründet werden.
Zweigniederlassung
Eine Zweigniederlassung (engl. Branch Office, BO) kann in Vietnam mit dem Geschäftsumfang der Muttergesellschaft geschäftlich tätig werden. Um eine Zweigniederlassung zu gründen, muss die Muttergesellschaft mindestens fünf Jahre im Heimatland geschäftlich tätig gewesen sein. Zweigniederlassungen sind auf bestimmte Arten von Dienstleistungen, wie Finanz- und Bankgeschäfte, beschränkt. Zweigniederlassungen können Mitarbeiter direkt einstellen, erleichtern den Abschluss von Verträgen zwischen der Muttergesellschaft und vietnamesischen Unternehmen und haben ähnliche Funktionen wie ein Verbindungsbüro.
Zweigniederlassungen dürfen die folgenden Tätigkeiten ausüben:
- Büroräume anmieten;
- die für den Betrieb erforderlichen Geräte und Einrichtungen mieten oder kaufen;
- lokale und ausländische Mitarbeiter einstellen;
- Gewinne ins Ausland überweisen;
- Waren und Handelstätigkeiten per Lizenz kaufen und verkaufen;
- Buchhaltungs-, Marketing- und Personalabteilungen einrichten, um die Muttergesellschaft zu vertreten.
Die Zweigniederlassung muss eine Niederlassungslizenz erwerben und ein Siegel mit dem Namen der Muttergesellschaft haben. Es muss auch ein Niederlassungsleiter ernannt werden, der in Vietnam ansässig ist. Ausländische Unternehmen können einen Manager aus ihrem Herkunftsland ernennen. Dieser Mitarbeiter muss jedoch eine Arbeitserlaubnis für Vietnam erhalten, um dort als Niederlassungsleiter eingestellt werden zu können.
Das Ministerium für Industrie und Handel genehmigt die Registrierung der Zweigniederlassung, nachdem das Unternehmen alle Dokumente eingereicht hat. Der Prozess dauert 20 Arbeitstage.
Unternehmen in ausländischem Besitz (zu 100%)
Ein zu 100% in ausländischem Besitz befindliches Unternehmen (engl. Foreign Owned Enterprises, FOE) kann in Vietnam in der folgenden Struktur tätig sein:
- Aktiengesellschaft (engl. joint stock company);
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung (engl. limited liability company, LLC).
Gesellschaften mit beschränkter Haftung (LLC) sind aufgrund ihrer reduzierten Haftung und Kapitalanforderungen die häufigste Investitionsform für ausländische Investoren.
LLCs können unterteilt werden in Single Member LLCs, bei denen es nur einen Eigentümer gibt, und Multiple Member LLCs, bei denen es mehr als einen Anteilseigner gibt. Die Eigentümer können Privatpersonen oder Unternehmen sein, abhängig von den Anforderungen des jeweiligen Investors.
Die Einrichtungszeit für ein zu 100% in ausländischem Besitz befindliches Unternehmen liegt im Durchschnitt zwischen zwei und vier Monaten.
Joint Venture
Ein Joint Venture (JV) ist eine Partnerschaft von Unternehmen oder Einzelpersonen für einen bestimmten Geschäftszweck. JVs sind keine einzigartige Möglichkeit der Unternehmensstrukturierung; die Partner gründen in der Regel eine LLC für Standard-JVs und eine Joint Stock Company (JSC), wenn sie an den vietnamesischen Börsen notieren wollen.
Für Investoren, die Anteile an staatlichen Unternehmen, die an den vietnamesischen Börsen notiert sind, erwerben, ist die JSC-Struktur vorgeschrieben. Beim Eintritt in den vietnamesischen Markt können ausländische Investoren entscheiden, ob sie Joint Ventures mit einer Mehrheitsbeteiligung (Besitz von mehr als 50 Prozent) oder einer Minderheitsbeteiligung (Besitz von weniger als 50 Prozent) eingehen wollen.
Die Kapitalanforderungen für JVs sind die gleichen wie für ein zu 100% in ausländischem Besitz befindliches Unternehmen. Für ungebundene Sektoren gelten keine bestimmten Kapitalanforderungen. Vietnams MPI wendet jedoch in vielen Fällen branchenspezifische Kapitalanforderungen an.
Die prozentuale Beteiligungsquote und damit die Höhe des eingebrachten Kapitals ist der wichtigere Maßstab für die Bewertung der Kapitalanforderungen für JVs in Vietnam. Zurzeit schreiben die gesetzlichen Richtlinien eine Untergrenze von 30 Prozent für ausländische Beteiligungen bei JVs vor, sowie eine Obergrenze in bestimmten an Bedingungen geknüpften Sektoren. Die Regierung schreibt auch eine Mindestbeteiligung für einheimische Investoren auf einer branchenspezifischen Grundlage vor. Die Gründung von JVs dauert etwa zwei bis vier Monate.
Öffentlich-private Partnerschaft
Bei einer öffentlich-privaten Partnerschaft (engl. Public Private Partnership, PPP) handelt es sich um eine Partnerschaft zwischen einem ausländischen oder inländischen Unternehmen und der Regierung zur Realisierung von wichtigen Infrastrukturprojekten. Die vietnamesischen Behörden forcieren PPPs für eine Vielzahl von Infrastrukturprojekten, um die Lücken zu schließen, die durch den Rückgang der staatlichen Unternehmen, die steigende Bevölkerung und die zunehmende Urbanisierung entstanden sind. Die fünf Arten von öffentlich-privaten Partnerschaften sind Build-Transfer-Operate (BTO), Build Transfer (BT), Build-Operate-Transfer (BOT), Build-Own-Operate (BOO) und Build, Transfer and Lease (BTL).
Über uns
Vietnam Briefing wird von Dezan Shira & Associates publiziert. Die Firma unterstützt ausländische Investoren in ganz Asien, unter anderem aus den Büros in Hanoi, Ho-Chi-Minh-Stadt und Da Nang. Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an germandesk@dezshira.com, um weitere Unterstützung bei Ihrer Geschäftstätigkeit in Vietnam zu erhalten.
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