Wertschöpfungskette verschiebt sich von China nach Vietnam
Die Wertschöpfungskette verschiebt sich immer deutlicher von China nach Vietnam. Angetrieben wird dieser Wandel durch die steigenden Lohnkosten in China und anderen Faktoren, wie dem anhaltenden Handelskrieg zwischen China und den USA.
Unternehmen mit Produktionsstätten in China erwägen auf der Suche nach alternativen Produktionszielen vermehrt Vietnam.
Sich erfolgreich durch Asiens geopolitische Landschaft zu bewegen ist für die meisten ausländischen Unternehmen sehr schwierig. Dies gilt insbesondere, wenn sie die Verlagerung ihrer Geschäftstätigkeiten aus China in Betracht ziehen müssen.
Das Geschäftsumfeld Chinas war aufgrund dessen ausgereiften Produktionsumfelds, dessen Infrastruktur und einem zunehmend transparenter werdenden bürokratischen System bisher einzigartig.
Der Grund für Vietnams wachsende Attraktivität für Unternehmen, welche außerhalb Chinas expandieren wollen oder Alternativen für den Standort China suchen, ist dessen Erfolg in der Schaffung einer anpassungsfähigen Produktionsbasis – eine die auch auf die hohen Stufen der Wertschöpfungskette ausgelegt ist.
Jedes Land in Asien hat dessen Stärke in unterschiedlichen Stufen des Herstellungsprozesses. Bei dem Neuaufbau von Wertschöpfungsketten außerhalb Chinas werden diverse Faktoren berücksichtigt.
In diesem Artikel erörtern wir, warum Vietnam eine herausragende Rolle spielt, wenn Unternehmen ihre Abhängigkeit einer einzigen Produktions- und Beschaffungsbasis in China überdenken.
Vietnams Attraktivität für multinationale Produktionsunternehmen
Eine Studie der Natixis SA hat sieben aufstrebende asiatische Volkswirtschaften als Produktionsalternativen zu China untersucht. Vietnam konnte bei diesem Ranking Platz 1 erzielen. Die Studie untersuchte demografische Daten, Löhne, die Doing Business-Rankings der Weltbank sowie die Logistik, um Fertigungsoptionen zu ermitteln.
Die vietnamesische Regierung hat das Land strategisch zu einer „China Plus One“- Alternative umgewandelt, indem sie zahlreiche Freihandelsabkommen, wie das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP) und das EU-Vietnam-Freihandelsabkommen, unterzeichnet hat. Ebenso wurde die Infrastruktur weiterentwickelt, um eine Quelle für den globalen Export zu werden.
Vietnam hat bereits Teile von Chinas arbeitsintensiven Produktionen erhalten. Dieser Trend wird sich, insbesondere bestärkt durch den Willen der Regierung einen progressiven Wandel in der Wirtschaft zu erreichen, voraussichtlich fortsetzen. In den letzten Jahrzehnten wurden die Umsetzung bestimmter Marktmerkmale, wie Offenheit und Handel, zu den Säulen der wirtschaftlichen Umstrukturierung. So trat Vietnam 2007 der World Trade Organization (WTO) bei, was ein wichtiger Schritt in Richtung der Verbindung mit der globalen Wirtschaft war. Seither sind einige internationale Handelsabkommen zur Schaffung günstiger Steuer- und Investitionsbedingungen gefolgt.
Wertschöpfungsketten verlagern sich nach Vietnam: Textil und Bekleidung
Der Textil- und der Bekleidungssektor sind zwei der wichtigsten Exportbereiche Vietnams. So ist Vietnam zum Beispiel nach China der zweitgrößte Textil- und Bekleidungslieferant Südkoreas. Branchenbeobachter erwarten sogar, dass Vietnam bald Platz 1 annehmen wird.
In den letzten Jahren haben multinationale Einzelhandelskonzerne, wie Nike und Adidas, ihre Produktionsstätten in Vietnam, aufgrund der niedrigeren Lohnkosten, ausgeweitet. Nike begann bereits 2009 größere Produktionslinien, anstatt nach China nach Vietnam zu verlegen. Adidas folgte dem Beispiel 2012.
Als die Löhne in China auf etwa 400 USD pro Monat stiegen, haben beide Schuhhersteller ihre Produktion nach Vietnam verlegt. Der aktuelle durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters in Vietnam beträgt 216 USD. Mit einer Wachstumsrate des monatlichen Durchschnittseinkommens von 7,9 Prozent, müssen Produzenten in der absehbaren Zukunft ihre Produktion jedoch wohl weiter verlagern.
Maxfield Brown, Business Intelligence Manager bei Dezan Shira & Associates sagte: „Bei dieser derzeitigen Rate und mit der Einführung des CPTPP zur Anhebung von Tarifen für Textil- und Bekleidungsartikeln, hat die vietnamesische Textilindustrie ein Produktionsfenster von sechs Jahren, bevor die Produktion dort kommerziell unrentabel wird.“
Wertschöpfungskette verlagert sich nach Vietnam: Elektronikartikel
Der High-Tech Boom der letzten Jahre hat den Weg für die Produktion hochwertiger Güter in Vietnam geebnet. Dies zeigt sich in dem jüngsten Trend von Elektronikfabriken, die ihre Produktion nach Vietnam verlagern.
So hat zum Beispiel China’s Goertek – der Assembler von AirPods, Apple’s kabellosen Kopfhörern – seine Pläne, die Produktion nach Vietnam zu verlagern, bestätigt. Angesichts der weltweiten Anspannung aufgrund des ungewissen Ausgangs des US-China-Handelskrieges und der mächtigen Zölle für Spitzentechnologie ist Vietnam zu einer führenden alternativen Produktionsoption geworden.
Große Elektronikunternehmen, wie Cheng Uei, ein taiwanesisches Unternehmen, welches sich auf die Herstellung von Teilen für iPhones spezialisiert hat und Petragon, ein Assembler von iPhone-Teilen, untersuchen ebenso Standorte außerhalb Chinas, mit Vietnam als führender Alternative.
Die zukünftige Wertschöpfungskette verlagert sich nach Vietnam
Mit der sich entwickelnden Technologie wird die Automatisierung voraussichtlich die kostengünstige Fabrikproduktion ersetzen. Dies wird eine größere Nachfrage an Arbeitnehmern in dem Bereich der Komponentenfertigung und der Montage elektronischer Bauteile, wie etwa elektronischer Komponenten auf Leiterplatten, erzeugen.
Vietnams Nähe zu China, dessen wachsende Arbeitskraft, wettbewerbsfähige Lohnkosten und die politische Stabilität machen es zu einem idealen Produktionsstandort. Insbesondere da die Fertigung von Komponenten ein komplexer Prozess ist, einer der Raum für Trial and Error benötigt.
Warum nach Vietnam verlagern?
Der derzeitige Waffenstillstand im Handelskrieg zwischen den USA und China bietet Herstellern, die mit einer 35 prozentigen Erhöhung von Zöllen konfrontiert wurden, eine temporäre Entlastung. Unabhängig von dem Ausgang werden Unternehmensführer weiter die Vorteile inmitten des hitzigen Handelskrieges evaluieren oder ernsthaft eine Verlagerung in Betracht ziehen. Unternehmen, welche auf China als Hauptproduktionsquelle angewiesen sind, werden stetig mit instabilen Handelsbestimmungen, steigenden Lohnkosten und einer strengeren operativen Aufsicht zu kämpfen haben.
Eine Verlagerung ist jedoch ein sehr kostenintensiver Prozess. Er beinhaltet die Verlagerung von ganzen Industrieanlagen in geeignete Regionen, die Verlagerung von Produktionslinien und die Entsendung qualifizierter Arbeitskräfte in das neue Land.
Multinationale Unternehmen, welche ihre Produktion verlagern wollen, müssen neue Logistiklösungen in den neuen Ländern finden, was teuer und zeitaufwändig sein kann. Für ausländische Unternehmen, welche nach Vietnam verlagern wollen, wäre es ratsam, mit erfahrenen Vertragspartner zusammenzuarbeiten, welche die richtigen Beziehungen und das nötige Wissen über den lokalen Markt haben, um die Integration so effektiv wie möglich zu gestalten.
Das Streben Vietnams als „China Plus One“-Ziel erzeugt Wettbewerb zwischen multinationalen Unternehmen. Die Kosten für das Anmieten von Land sowie für Rohstoffe steigen in den wirtschaftsstarken Regionen, was zeigt, dass große Nachfrage nach Vietnams Ressourcen besteht.
Vietnam Briefing wird von Dezan Shira & Associates produziert. Mit Büros in China, Hongkong, Indien, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam unterstützt das Unternehmen Investoren in Asien
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