Vietnams Verarbeitungsgewerbe

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VB Manu

 

Da das schwächere Wirtschaftswachstum und die steigenden Arbeitskosten die Rentabilität der traditionellen chinesischen Fertigungsbetriebe beeinträchtigen, entwickelt sich Vietnam mit den niedrigen Arbeitskosten, der entgegenkommenden Regierung und der verstärkten Integration mit wichtigen Handelspartnern als beliebter Investitionsstandort. Solche Faktoren haben bzw. werden Vietnams Position als Produktionsdrehscheibe weiterhin verstärken und dieses kommunistische Land zu einem idealen „China-plus one“ orientierten Produktionsstandort machen.

 

Angesichts der neuen Freihandelsabkommen, nämlich der Transpazifische Partnerschaft (Trans-Pacific Partnership) und des Freihandelsabkommens mit der Europäischen Union, ist Vietnam in der Lage, Investoren die Vorteile von billigen Arbeitskräften und unmittelbarer Nähe zu anderen Lieferketten in Asien zu ermöglichen.

In den letzten Jahren hat das Wirtschaftswachstum Vietnams den Höchststand erreicht, wobei die Wachstumsrate in dem vierten Quartal 2015, laut Angaben des Statistischen Amts, 7,01 Prozent gegenüber dem Vorjahr betrug. Diese Fortschritte zeigen die deutlich zunehmende ausländische Direktinvestition, welche 2015 ein neues Rekordniveau von 14,5 Mrd. USD erreichte. Vietnams Premierminister Nguyen Tan Dung teilte mit: „Diese Zahlen weisen darauf hin, dass Vietnam ein beliebtes Investitionsziel geworden ist.“

 

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Unter mehreren aufstrebenden Sektoren in Vietnam sticht das verarbeitende Gewerbe, mit dem größten Anteil an der Gesamtinvestition, besonders heraus. Von dem Gesamtinvestitionsbetrag von 22 Mrd. USD in 2014 waren 15,5 Mrd. USD für Direktinvestitionsprojekte gedacht, das entspricht 70,72 Prozent der neu eingetragenen ausländischen Direktinvestitionen (FDI).

Dieser Erfolg wird durch die niedrigen Arbeitskosten und den stetig wachsenden Verbrauchermarkt unterstützt. Die Arbeitskräfte (ab 15 Jahre) belaufen sich auf mehr als 53 Millionen Menschen und Lohnkosten bleiben weiterhin niedrig. Der durchschnittliche Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe betrug 2015 rund 190 USD, weitaus geringer als in Malaysia oder China (etwa 650 USD) und niedriger als in den Nachbarstaaten Thailand, den Philippinen und Indonesien.

Darüber hinaus profitiert Vietnam von günstigeren politischen Rahmenbedingungen. Die kommunistische Regierung hat Einschränkungen für ausländische Investitionen gelockert und öffnet langsam die Grenzen. Durch Anreize hat der Staat prioritäre Sektoren geschaffen, wie die Herstellung von Hochtechnologieprodukten, Forschung und Entwicklung, wissensbasierte Dienstleistungen, Verarbeitung und Herstellung und Infrastrukturprojekte. Die Regierung hat bis Juli 2015 trotz schwieriger Sozial- und Wirtschaftsbedingungen prioritär geographische Regionen und mehr als 299 Industriezonen und exportorientierte Verarbeitungszone errichtet.

Dank dieser Wettbewerbsfähigkeit wird das Land als zuverlässige wirtschaftliche Erweiterung von China angesehen. Dennoch sind einige verarbeitende Gewerbe dynamischer als andere.

 

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Starkes Wachstum

Dank der zentralen Lage in Asien und des günstigen Zugangs zu regionalen Schifffahrtsrouten, treten viele Hersteller exportorientiert in den vietnamesischen Markt ein. Ausländische Investoren können von vielen Anreizen profitieren und in vielen Fällen können die Waren, die zum eigenen Gebrauch ins Land importiert werden, weil sie nicht vor Ort beschaffen werden können, von Importzöllen befreit werden. Dazu gehören alle Geräte, Maschinen, Komponenten und Ersatzteile für Maschinen und Geräte, Rohstoffe, Eingänge für die Herstellung und Baumaterialien. Es ist zu beachten, dass die meisten Exporte von Zöllen befreit sind.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist ein bekannter Erfolg in Vietnam und wird wahrscheinlich auf eine neue Ebene kommen, durch die bevorstehende Transpazifische Partnerschaft und ihrer reduzierten Zollschranken. Im Jahr 2015 wurden in dieser Industriebranche 2,5 Millionen Menschen in 6.000 Fabriken beschäftigt und es ist mit Zuwachsraten von jährlich 12-14 Prozent für den Zeitraum von 2015 bis 2020 zu rechnen.

Allerdings will Vietnam nicht in Produktion mit geringer Wertschöpfung stecken bleiben. In letzter Zeit haben auch viele Automobilhersteller und Schiffsbauer Vietnam im Visier. Zum Beispiel eröffnete Damen, eine niederländische Schiffbaufirma, mit einem Joint Venture Partner in Vietnam eine neue Marke: Damen Song-Cam. Wie die Website zeigt, soll dieses Unternehmen 40 Schiffe pro Jahr produzieren, mit 2.500 direkten und 5.000 indirekten Mitarbeiter. Darüber hinaus hat das Land FDI für die Elektronikbranche sehr begrüßt, wobei, laut der vietnamesischen Zollbehörde, das Exportvolumen in den ersten beiden Monaten 2016 direkt auf 1,6 Mrd. USD stieg. Elektronik-Hersteller, wie zum Beispiel Intel, Panasonic und Microsoft, sind gerade bei der Verlagerung ihrer Betriebe nach Vietnam.

 

Herausforderungen

Das Land ist immer noch als äußerst korrupt zu sehen mit Platz 112 von 177 Ländern in der Korruptionsskala von Transparency International in 2015. Außerdem ist das rechtliche Umfeld weiterhin komplex mit einer langsamen und bürokratischen Regierung, restriktiver Arbeitspolitik und begrenzter Landnutzung. Dennoch arbeitet Vietnam weiterhin an der Umstrukturierung des Entscheidungsprozesses und verabschiedet mehr investitionsfreundliche Gesetze. Beispielweise wurde vor kurzem ein Immobilienmarkt für Ausländer geöffnet, Obergrenzen von öffentlichen Unternehmen wurden ausgeglichen, damit ausländische Investoren in vielversprechende Branchen investieren können.

 

 

 

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