Vietnam erhöht Mindestlohn – Eine gute Idee?

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HANOI – Die vietnamesische Regierung hat eine Verordnung zur landesweiten Anhebung des Mindestlohns auf 250.000 – 400.000 vietnamesische Dong (ca. EUR 9,51 – 15,22) verabschiedet. Dies wird mit dem 01. Januar 2015 in Kraft treten. Damit steigt die Lohnuntergrenze auf VND 2,15 – 3,1 Mio (ca. EUR 81,81 – 117,95) abhängig von der Region. Die höchsten Mindestlöhne werden in Hanoi, Hai Phong und Ho Chi Minh City gezahlt, die niedrigsten in den am wenigsten entwickelten Gebieten Vietnams. Regionen mittlerer Mindestlöhne weisen auch eine mittlere Entwicklung auf. Die aktuelle Erhöhung bedeutet, dass sich der Mindestlohn in Vietnam durch das rasche Wirtschaftswachstum innerhalb der letzten fünfzehn Jahre versiebzehnfacht hat.

Vietnam Mindestlohn

Jedoch könnte diese Steigerung einen Investitionsabfluss bedeuten; ausländische Investoren haben die vietnamesische Regierung zur Vorsicht und Abwägung aufgerufen, bevor neue Lohnerhöhungen beschlossen werden. Unterstützer der Anhebung sind der Meinung, dass dies die Armut bekämpfen und die Lebensqualität für Niedriglohnarbeiter deutlich bessern wird. Die Einkommensschere sowie soziale Ungleichheit sind durch den wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre in Vietnam stark angestiegen, sodass dies ein Versuch sein könnte, die geringverdienenden Gesellschaftsschichten davon profitieren zu lassen. Dieses Ziel wäre jedoch schwierig zu erreichen, sollte die Anhebung der Mindestlöhne auch Preissteigerungen zur Folge haben, welche die Lebenshaltungskosten übersteigen.

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Im Mai 2011 erreichte die Inflation ein Rekordhoch von 19,8 %, was damals der höchste Wert seit über zwei Jahren war, was zu landesweiten Streiks führte. Trotz der Streiks und steigender Mindestlöhne hält Vietnam jedoch weiterhin am Vorhaben fest, zu einem Produktionszentrum zu werden und weiterhin ausländisches Kapital anzulocken. Jüngste Studien zeigen, dass das Gehalt von 13 % der Arbeitnehmer nicht ausreicht, um grundlegende Lebenshaltungskosten abzudecken. Etwa 25 % geben an, sehr sparsam sein zu müssen und 50 % der Befragten sagen, dass ihr Gehalt nur einen sehr elementaren Lebensstandard erlaubt. Mittlerweile übersteigen Ausgaben für wesentliche Belange die Sätze für Mindestlöhne, die nur noch ca. 70-74 % der minimalen Lebenshaltungskosten abdecken.

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Durch die Erhöhung der Mindestlöhne sollten Arbeiter bei Gehaltsverhandlungen in der Lage sein, ein wenig mehr Druck ausüben zu können, obwohl viele Firmen bereits mehr als den Mindestlohn zahlen. Dies könnte Auswirkungen auf Vietnams boomende Industrien wie z.B. Informationstechnologie und Textilbranche haben, die sich großen Bestellungen und Investitionen aus dem Ausland erfreuen. Viele Unternehmen sind gespannt darauf, ob die vietnamesische Regierung die Inflation und den Lohndruck in den Griff bekommt. Falls nicht, haben Investoren andere Alternativen in Südostasien. Die Anpassung der Mindestlöhne spiegelt ein Bestreben nach gleichmäßigem Wachstum wieder; es wird jedoch nötig sein, eine Balance zu finden, damit Vietnam trotzdem für Investoren attraktiv bleibt.

 

 

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