Vietnam wird vom Brexit profitieren
Das Votum der Mehrheit der Briten für den Brexit von 52 zu 48 Prozent hatte Auswirkungen auf mehr als nur das Selbstbild des Vereinigten Königreichs. Während viele schon lange ihre Enttäuschung über die Unfähigkeit ihres Landes, sich aufgrund seiner Beziehungen zur EU selbst zu regieren äußerten, könnten die Auswirkungen weit über die Grenzen Großbritanniens und der Europäischen Union hinausreichen. Hinsichtlich der Investitionsvorhaben wird der Brexit britische Investoren dazu zwingen, ihre Geschäftsstrategie in Vietnam zu überdenken.
Andererseits sind die Auswirkungen auf den vietnamesischen Exportsektor ziemlich gering und könnten für das kommunistische Land Chancen bieten, seine Kundenbasis in den Vereinigten Staaten und den europäischen Märkten zu festigen.
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Marktvolatilität nach dem Brexit
Als sich das Abstimmungsergebnis abzuzeichnen begann, reagierte das Britische Pfund schnell darauf – der Kurs fiel auf ein Tief gegen den Dollar, das es seit 31 Jahren nicht gegeben hat. Es gibt zwar einige Unsicherheiten bezüglich des mittel- und langfristigen Einflusses der Abstimmung, aber die finanziellen Experten sind anscheinend einhellig der Meinung, dass das Pfund in naher Zukunft stark an Wert verlieren würde und das Land einen Rückgang des BIP-Wachstums zwischen 0,2 und 2,2 Prozent erleben wird. Der Euro könnte auch um 4 Prozent abstürzen. Der vietnamesische Dong legte um 3,74 Prozent gegen den Euro zu und sogar um 12,55 Prozent gegen das britische Pfund.
Während die Schwankungen von Euro und Pfund die vietnamesischen Exporte nach Europa beeinflussen können, so ist es doch besonders wichtig den Wechselkurs zwischen Dong und chinesischem Yuan zu beachten. Während der Handel mit diesen Währungen sowohl von der chinesischen als auch von der vietnamesischen Regierung stark kontrolliert wird, können die wilden Schwankung von Euro, Dollar und Pfund großen Druck auf die Währungsbehörden der beiden Länder ausüben. Sollte einem der beiden Länder bei den Bemühungen zur Kontrolle ihrer Währungen entweder die Mittel oder der Wille ausgehen, hätte das immense Auswirkungen. Importe aus China machen derzeit fast 30 Prozent des gesamten Importvolumens aus. Wenn die Kosten für diese Güter als Folge einer Freikonvertierbarkeit in den beiden Ländern steigen, wäre es ein bedeutender Schlag auf die Wettbewerbsfähigkeit vietnamesischen Exports. Dass vietnamesische Verbraucher auf Grund eines schwächeren Pfunds mehr von britischen Unternehmen kaufen können, bedeutet auch, dass die potenziellen britischen Investoren über eine geringere Kaufkraft in Vietnam verfügen und dass Unternehmen, welche Güter nach Großbritannien exportieren, einen Nachfragerückgang erleben könnten.
Der Brexit hat auch über eine Milliarde USD an der vietnamesischen Börse ausgelöscht, mit einem Kurssturz von 500 vietnamesischen Aktien und einem Minus von 1,9 Prozent des VN-Index zum 24. Juni aufgrund der überwiegenden Baissestimmung bei einheimischen und ausländischen Investoren. Jedoch war der Abverkauf vielmehr infolge der Panik der Investoren als wegen tatsächlicher negativer Auswirkungen auf Vietnam.
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Langfristige Auswirkungen auf den Handel
Das im Jahr 2002 abgeschlossene bilaterale Investitionsabkommen wurde kürzlich durch das EU-Vietnam Freihandelsabkommen (EVFTA) ersetzt. Die Verhandlungen endeten im Jahr 2015 und das Abkommen wird voraussichtlich im Jahr 2018 in Kraft treten und dann Investoren zusätzliche Anreize bei ihrem Geschäftsaufbau in Vietnam anbieten. Deswegen wird das Referendum das Vereinigten Königreich dazu zwingen, über ein neues Handelsabkommen mit Vietnam zu verhandeln, um die Steuervergünstigungen unter dem EU-Vietnam Freihandelsabkommen, welche die britischen Investoren eigentlich nutzen können hätten, zu erhalten.
Die Exportschlager nach Großbritannien, welche Elektronik, Schuhe, Maschinen, Textilien und Bekleidung umfassen, werden durch die abgewertete Währung negativ beeinflusst. In den ersten 8 Monaten des Jahres 2015 erreichte das Exportvolumen nach Großbritannien fast 3 Mrd. USD und die Investitionen breiteten sich auf andere Sektoren wie zum Beispiel Bankwesen, Verarbeitung und Kleidung aus, was auf das britische Interesse an den vietnamesischen Märkten hinweist. Die größten Unternehmen, die in Vietnam investieren, sind im Logistik-, Lebensmittel-, Getränke- und Versicherungssektor.
Obwohl Großbritannien nur auf dem 16. Platz der Auslandsinvestitionen in Vietnam steht, ist das Land der größte Handelspartner Vietnams unter den EU-Ländern. Von daher hat die Abstimmung eine erhebliche Auswirkung auf die Handelsbeziehungen in der Region. Im Vergleich zu Hong Kong, Singapur und Japan erlebt Vietnam jedoch keinen harten Schock, teilte Frau Do Thi Ngoc, Vize-Chefin der Abteilung für Preisstatistik Vietnams mit, weil das EU-Vietnam Freihandelsabkommen noch nicht in Kraft getreten ist.
Investitionschancen
Trotz der Volatilität in den Devisenmärkten könnte der Brexit die steigende Nachfrage nach vietnamesischen Waren erhöhen und Investitionen in bestimmten Sektoren hervorrufen. Wegen der aktuellen Krise auf dem europäischen Festland sind viele der laufenden EU-ASEAN-Abkommen mit Ländern wie Thailand, Singapur und den Philippinen ins Stocken geraten. Dies wird die Europäer ermutigen, in Vietnam und den weiteren ASEAN-Staaten zu investieren, denn die EU-Verbraucher konsumieren gern verbilligte Importwaren. Der Impuls für eine erhöhte Nachfrage kann wahrscheinlich durch die Abwertungen des Euros sowie mögliche Rückgänge in Wachstumsraten der EU gebracht werden. Da Vietnam das einzige Land im ASEAN-Raum ist, welches erfolgreich mit der EU ein FHA abgeschlossen hat, genießen die Importgüter des Landes einen erheblichen Rabatt gegenüber den traditionellen Importgütern sowie alternativen Niedriglohn-Exportmärkten.
Obwohl die Abwertung des Euro- und Pfundkurses die ausländische Direktinvestition von der EU und von Großbritannien in gewissem Ausmaß hindern könnte, kann es von US-Investitionen ausgeglichen werden. Im Fall der USA dient der US-Dollar als eine globale Fluchtwährung gegenüber anderen Währungen. Obwohl das verstärkte Währungsmanagement seitens der vietnamesischen Behörden bisher starke Kursbewegungen zwischen Dong und Dollar verhindert hat, werden die amerikanischen Investoren in den kommenden Jahren vermutlich mehr Geld zum Ausgeben haben. In Verbindung mit den abgebauten Handelshemmnissen, angepassten Regulierungsstandards und dem besseren Zugang zu eingeschränkten Sektoren, die bald unter dem TPP gelockert werden, kann Vietnam wahrscheinlich in den kommenden Jahren von amerikanischen Investitionen profitieren.
Man sollte in einer Krise wie dieser natürlich bei jeder Investitionsentscheidung mit äußerster Sorgfalt und aktuellen Informationen über Marktschwankungen vorgehen. Wenn Sie mehr über die Auswirkungen des Brexit erfahren wollen sowie darüber, wie Sie Ihr Geschäft organisieren oder Chancen aus der Marktvolatilität nutzen sollen, kontaktieren Sie bitte unsere Experten unter Vietnam@Dezshira.com oder besuchen Sie unsere Webseite www.dezshira.com
Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in Asien kontaktieren Sie bitte: Fabian Knopf, Senior Associate, Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Fabian.Knopf@dezshira.com Für weitere Information oder um mit Dezan Shira & Associates in Kontakt zu treten, senden Folgen Sie uns auf Twitter und besuchen Sie unser Facebook!
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