Vietnams Autoindustrie und Chancen für die EU-Investoren

• Das vietnamesische Institut für Industriepolitik und Strategie prognostiziert, dass bis 2025 jährlich 750.000 bis 800.000 Fahrzeuge verkauft werden, gegenüber 288.683 im Jahr 2018.
•  Vietnam importierte in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 mehr als 109.000 CBU-Autos mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden US-Dollar  
• Der Fahrzeugverbrauch wird schrittweise von derzeit 300.000 Einheiten/Jahr auf 1 Million Einheiten/Jahr im Jahr 2030 ansteigen. 
• Aufgrund des EVFTA um 2030 der vietnamesische Automobilmarkt für die großen Automobilproduktionszentren der EU vollständig geöffnet sein wird.

Die gegenwärtige Lage der Automobilindustrie Vietnams 

Die vietnamesische Automobilindustrie ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Im Zeitraum 2015-2018 betrug die durchschnittliche Wachstumsrate der im Inland montierten Fahrzeuge etwa 10 Prozent pro Jahr. Da große Hersteller wie Toyota, Honda, Ford, Nissan und Kia auf dem vietnamesischen Markt vertreten sind, hat auch die Zahl der Ersatzteillieferanten in die Branche investiert. Davon hat der Sektor einen notwendigen Impuls erhalten.

Das Motorrad ist in Vietnam allgegenwärtig, aber bei der schnell wachsenden Mittelschicht des Landes nimmt der Autobesitz stetig zu. Dieses Wachstum wird allerdings aufgrund der COVID-19-Pandemie kurzfristig verlangsamt, doch langfristig ist eine Wiederaufnahme des Wachstums zu erwarten, sobald sich Vietnams Wirtschaft wieder erholt.

Das vietnamesische Institut für Industriepolitik und Strategie prognostiziert, dass bis 2025 jährlich 750.000 bis 800.000 Fahrzeuge verkauft werden, gegenüber 288.683 im Jahr 2018.

Die Automobilindustrie trägt einen Hauptbeitrag zum BIP vieler Länder der Welt bei: 

Mit einem so hohen Anteil zum BIP Vietnams, hat die Automobilindustrie von der Regierung stets besondere Aufmerksamkeit und eine besondere Behandlung erhalten. Derzeit gibt es in Vietnam auch viele große Automobilmontage- und Produktionsprojekte mit dem Ziel, nicht nur die Inlandsnachfrage zu befriedigen, sondern auch auf den regionalen Markt abzuzielen. 

Als wohl bemerkenswerteste Automobilproduktionsanlage in Vietnam ist die Fabrik Vinfast zu erwähnen. Diese wurde am 14. Juni 2019 offiziell von Vingroup eingeweiht und wurde damit auch die erste Automobilfabrik in Vietnam. Sie passt kategorisch nicht nur in Industrie 4.0, sondern befindet sich auch auf dem weltweit modernsten Stand der Technik. 

Allerdings ist die Wettbewerbsfähigkeit der vietnamesischen Automobilindustrie nach wie vor noch sehr schwach. Obwohl Vietnam zu den vier größten Automobilherstellern und Montagebetrieben in Südostasien gehört, hat es die niedrigste durchschnittliche Lokalisierungsrate in dieser Region (nur etwa 10-15%, und liegt damit immer noch weit hinter Thailand, Indonesien und Malaysia).  

Darüber hinaus haben die lokalisierten Produkte derzeit einen sehr geringen Technologisierungsgrad, wie z.B. für Reifen, Sitze, Spiegel, Gläser, Kabelsätze, Batterien und Kunststoffprodukte. Etwa 80-90% der Hauptrohstoffe, die für die Herstellung von Komponenten zum Einsatz kommen, werden immer noch importiert. Folglich müssen Unternehmen jedes Jahr etwa 2 – 3,5 Milliarden US $ an Komponenten und Ersatzteile für die Produktion, Montage und Reparatur von Fahrzeugen einführen. 

Aus diesem Grund sind die inländischen Automobilproduktionskosten 10-20% höher als in anderen Ländern Südostasiens. Was dazu führt, dass die Kosten für im Inland produzierte Autos im Vergleich zu den von der importierten CBU-Autos („Completely Built-Up“ – komplett aufgebaute Einheiten) benachteiligt sind.  

Der Automobiltrend und der steigende Autokonsum in Vietnam 

Laut einem Bericht des General Department of Customs importierte das Land in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 mehr als 109.000 CBU-Autos mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2018 erhöhten sich die importierten Autos um 267% im Volumen und 257% im Wert. 

Autos mit weniger als 9 Sitzplätzen führten die Importe an, mit etwa 75.848 Autos im Wert von 1,459 Milliarden US-Dollar. Dies zeigt, dass die Kaufkraft zunimmt und sich die Nachfrage der Kunden verändert. Darüber hinaus kommen zurzeit die aus der EU importierten Autos hauptsächlich aus Deutschland. Nach Angaben von General Department of Vietnam Customs im Jahr 2018 waren 1.197 aus Deutschland importierte Autos für den Umlauf in Vietnam zugelassen.   

Außerdem erreichten nach Angaben des vietnamesischen Verbandes der Automobilhersteller (VAMA) in den ersten 9 Monaten des Jahres 2019 die Verkäufe der Mitgliedsunternehmen 219.205 Autos für alle Typen. Dies entspricht einem Anstieg von 18% gegenüber des gleichen Zeitraum im Vorjahr. Vor allem hat das Segment der Pkw ein hohes Wachstum zu verzeichnen, welches im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2019 um 30% zunahm. 

Gemäß eines CTS -Reports ist der Grund für den steigenden Autokonsum Vietnams das Wachstum des BIP. Derzeit steht Vietnam noch am Anfang eines Wachstumszyklus. Wenn man die Verbindung zum Pro-Kopf-BIP der Länder der Region in Betracht zieht, liegt die angemessene Wachstumsrate des Autokonsums in Vietnam bei etwa 10,5% / Jahr. Wenn das BIP / Person um 1% steigt, dann erhöht sich der Autokonsum / Person um 1,5%. Außerdem werden zukünftig die Autopreise noch weiter sinken und die Konjunkturmaßnahmen wie das Verbot von Motorrädern in der Innenstadt zum Tragen kommen. Was dazu führen wird, dass die Wachstumsrate des Autokonsums ebenfalls höher sein und in den nächsten 10 Jahren etwa 12-15% / Jahr erreichen kann. 

Chance von EVFTA für die europäische Automobilindustrie  

Das Freihandelsabkommen zwischen Vietnam und der Europäischen Union (EVFTA) ist sowohl für Vietnam als auch für die EU ein umfassendes und qualitativ hochwertiges Abkommen und bietet fast schon garantiertes Gewinnpotential. 

Um mehr über das EVFTA zu erfahren klicken Sie bitte hier. 

Einer der wichtigsten Inhalte dieses Abkommens ist, dass sich Vietnam für EU-Exporte zum Abbau der Zölle verpflichtet hat, sobald das Abkommen in Kraft tritt. Für exportierte Autos und Autoteile aus der EU garantiert Vietnam, die Einfuhrsteuer nach 7 bis 10 Jahren auf 0% zu senken.  

Das EVFTA wird voraussichtlich im Juli 2020 in Kraft treten. Dies führt dazu, dass um 2030 der vietnamesische Automobilmarkt für die großen Automobilproduktionszentren der EU vollständig geöffnet sein wird. Zusätzlich wird ebenfalls prognostiziert, dass der vietnamesische Automobilmarkt bis 2030 ein Produktionsvolumen von einer Million Fahrzeuge pro Jahr erreichen wird.

Da die Einkommen der Mittelschicht weiter wachsen und sich Vietnams Motorisierungslandschaft neu formiert, wird sich die Automobilindustrie des Landes weiterhin auf einem Aufwärtstrend befinden.

Allerdings wird die Automobilindustrie aufgrund der Unterbrechung der Lieferketten und der geringeren Nachfrage wahrscheinlich kurzfristig einen Rückgang erleiden. Jedoch ist zu erwarten, dass Regierungsanreize und die Freihandelsabkommen Vietnams, wie z. B. das EVFTA, mit Unterstützung einer wachsenden Mittelschicht die Industrie langfristig zu stärken vermögen.

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